11. April 2020
„Wie bringen wir – nach mehreren Wochen Shutdown – unsere Wirtschaft wieder zum Laufen? Wie geht es nach der Corona-Krise weiter? Welche – neuen – Rahmenbedingungen, Impulse und Anreize sind dazu erforderlich?” Alles Fragen über Fragen, auf die unsere Unternehmen sehnsüchtig Antworten erwarten. Als Initiative Wirtschaftsstandort OÖ wollen wir zum Wettbewerb der besten Ideen beitragen. Schreiben Sie uns – je kürzer umso besser – via Mail an office@iwsooe.at …
Grobkalkulation einer Nutzen-Kosten-Analyse des Konkurses der Austrian-Airlines
Von Univ.-Prof. em. DDr. Friedrich Schneider
Die AUA (Austrian Airlines) ist ein österreichisches Vorzeigeunternehmen, allerdings im Besitz der Lufthansa; ganz ähnlich wie Magna, BMW und andere Konzerne, auch (ehemals) österreichische Firmen besitzen.
Mit ihren 6.500 bis 7.000 heimischen Arbeitsplätzen, von denen die meisten hochwertig sind, ist die AUA ein mittelgroßes Unternehmen. Das ergibt eine Lohn- oder Gehaltssumme von circa 750 Millionen Euro; davon werden Steuer- und Sozialabgaben entrichtet – und bei einem Konkurs sind das Minder-Einnahmen von rund 338 Millionen Euro.
Beim Umsatz fallen indessen Steuern an. Nehme ich nur 1,2 Milliarden von den 2,2 Milliarden Euro als steuerpflichtig an, und nehme einen indirekten Steuersatz von 15 Prozent an, dann ergibt das 180 Millionen Minder-Einnahmen.
Das Zusperren, „nur“ für den Konzern direkt gerechnet, führt zu jährlichen Steuer- und Sozialabgabenverlusten von circa 500 Millionen Euro.
Berechnet man die volkswirtschaftlichen Effekte des Konkurses der AUA, dann kommt man zu folgendem Ergebnis für Österreich:
Der Wertschöpfungsverlust entsteht überwiegend im Großraum Schwechat bzw. Wien und Niederösterreich (zB: Internationales Drehkreuz geht verloren, Schrumpfung des Flughafens Schwechat, etc.) und beträgt 1,525 Milliarden BIP und das führt zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zwischen 6.000 und 9.000 Menschen; dies sind die „reinen“ Sekundär- oder Multiplikator-Effekte ohne die unmittelbaren negativen Effekte bei der AuUA selbst!
Natürlich ist eine „reine“ Subventionierung der AUA im Besitz der Lufthansa nicht sinnvoll; der Staat könnte sich beteiligen oder Aktien dafür bekommen, sodass er dann bei späteren Gewinnen davon profitiert. Wir stellen jetzt auch 38 Milliarden Euro für die Wirtschaft an Hilfen zur Verfügung, ohne zu fragen, ob wir Stahl oder Motorräder in Österreich produzieren müssen und ob die Subventionierung auch ökologischen Kriterien genügt. Weiterhin entsteht bei einem Konkurs der AUA auch ein Verlust von circa 15.000 österreichischen Arbeitsplätzen (direkte und indirekte Effekte).
Wenn die Austrian Airlines in Konkurs gehen, dann verlieren wir auch die Möglichkeit, AUA-Maschinen zum Transport von Medikamenten und medizinischen Ausrüstungen bzw. zum Zurückholen von Touristen einzusetzen. Wir müssten dann andere Flugzeuge mieten – und ob die dann in Krisen zur Verfügung stehen, ist fraglich. Wir verlieren also ein Stück Unabhängigkeit oder Autarkie, die wir jetzt in dieser Krise verstärkt brauchen.