11. April 2020
„Wie bringen wir – nach mehreren Wochen Shutdown – unsere Wirtschaft wieder zum Laufen? Wie geht es nach der Corona-Krise weiter? Welche – neuen – Rahmenbedingungen, Impulse und Anreize sind dazu erforderlich?” Alles Fragen über Fragen, auf die unsere Unternehmen sehnsüchtig Antworten erwarten. Als Initiative Wirtschaftsstandort OÖ wollen wir zum Wettbewerb der besten Ideen beitragen. Schreiben Sie uns – je kürzer umso besser – via Mail an office@iwsooe.at …
Nach der Krise sind wir stärker!
Von Dr. Christoph Leitl
Bange Fragen: wie es denn weitergeht, was auf uns zukommt, wie wir uns neu orientieren können in einer Welt nach der Krise, das beschäftigt auch die Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Auch sie ist gefordert. Auch sie muss Antworten geben, auch sie muss Trends erkennen und damit Orientierungsmöglichkeiten vermitteln.
Ich sehe die Möglichkeiten Oberösterreichs mit neuen Trends in folgende Richtung:
Es wird in einem Zukunftsszenario die Frage der Region, der Nähe, der menschlichen Begegnung einen wesentlich erhöhten Stellenwert haben. Nicht das immer weiter, immer schneller, immer mehr wird maßgeblich sein, sondern das bewusstere, immer einfachere, immer sinnorientiertere leben. Wenn wir in der Region zusammenarbeiten, uns stärker vernetzen, dann werden wir auch tolle Chancen vorfinden und zu einer starken, lebendigen und lebenswerten Region beitragen.
In dieser Krise hat sich die Sozialpartnerschaft wieder bewährt. Ich sage das ganz bewusst, weil das in den letzten Jahren in unserem Land nicht so selbstverständlich gewesen ist. Not lernt zusammenzurücken. Not lernt damit auch gemeinsame Zukunftsperspektiven zu entwickeln und ich sehe neben den gesundheitlichen Fragen die arbeitsmarktpolitischen und wirtschaftlichen Maßnahmen. Die Verantwortlichen in Regierung und Sozialpartnerschaft müssen sich intensiv mit der Frage beschäftigen, wie wir die wirtschaftliche Tätigkeit so rasch wie möglich wieder aufnehmen und gefährdete Personen schützen können, bis gezielte Behandlungsmöglichkeiten entwickelt sind.
Die Globalisierung hat Arbeitsplätze in Billiglohnländer verlagert. Nun ist eine weltweite Kooperation und Vernetzung nichts Schlechtes. Sie hat beispielsweise bewirkt, dass zwei Drittel der weltweiten Armut durch Einbeziehung von früheren unterentwickelten Ländern abgebaut werden könnte. Und Oberösterreich als Exportland Nr. 1 hat davon besonders profitiert.
Auf der anderen Seite müssen wir uns fragen, welche strategischen Überlegungen wir anstellen müssen, um nicht abhängig zu werden von anderen, wie sich das in der Krise beispielsweise im Bereich der Pharmazie gezeigt hat. Wir müssen uns aber beispielsweise auch fragen, warum es nur um Huawei geht oder Cisco beim 5 G Projekt? Warum ist es nicht möglich, auch hier europäische Lösungen und dabei auch viele regionale Ansätze zu finden, die wir in unserer Wissenschaft und Forschung einzubringen haben? Gleichartiges gilt für die Innovationen im Bereich Ökologie und Kreislaufwirtschaft.
Der Trend zur Digitalisierung wird verursachen wird mehr Videokonferenzen, mehr E-Learning ermöglichen und damit auch ökologischen Anforderungen besser entsprechen. Die gegenwärtige Krise fördert diese Tendenz. Digitalisierung ist auch ein Beitrag zum Abbau des Stadt-Land-Gefälles. Früher war von Landflucht die Rede, in der Zwischenzeit ist das Land attraktiv geworden und mit den technologischen Einrichtungen wird es möglicherweise eine Umkehr geben von der Landflucht zur Stadtflucht.
Wir müssen noch mehr auf Bildung, Forschung und Entwicklung setzen. Gerade der Wirtschaftsstandort Oberösterreich mit seinen Aus- und Weiterbildungs-, sowie Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen ist dazu prädestiniert. Die Innovationen, die in Oberösterreichs Aus- und Weiterbildung, insbesondere auch im beruflichen Bereich, gesetzt worden sind, sind beachtlich und sollen uns ermutigen, auf diesem Weg weiter zu tun.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist ein Wert an sich. Weniger Egoismus, mehr Gemeinsamkeit wird in Zukunft gefragt sein, wenn wir die anstehenden Probleme nicht nur lösen wollen, sondern auch in der Zukunft gemeinsam die Dinge positiv, erfolgreich und mit Perspektiven für die jungen Menschen versehen wollen. Das in der Krise spürbar gewordene Zusammenstehen hilft uns auch beim Bewältigen der Folgen, wenn die Krise vorüber ist.
Europa ist gefordert. Wir haben gesehen, dass in der ersten Reaktion auf die Krise der Rückfall in Nationalismus nicht nur keine Lösungen, sondern gewaltige Probleme gebracht hat. Die irrsinnigen Staus an den Grenzen, das Verbot von Grenzübertritten für Personen hat zu keinen Lösungen geführt, sondern die kritische Situation noch verschärft. Wir brauchen daher eine starke Region in einem einigen Europa, einem Europa, das zusammenhält und zusammenwirkt und sich der gemeinsamen Herausforderung, die von anderen Kontinenten an uns gestellt werden, bewusst ist und alles tut, um unseren Wohlstand und unsere Wertorientierung weiterhin aufrechterhalten können.