DR. CHRISTOPH LEITL
6. Juni 2017
Die oberösterreichische Wirtschaft beklagt immer wieder den mangelnden Nachwuchs im Bereich Informatik, Mechatronik und Elektronik. An der Linzer Johannes Kepler Universität haben in den vergangenen drei Jahren jeweils nur 300 Studiengänger in diesem Bereich begonnen, obwohl Kapazitäten für bis zu 400 Studenten gegeben wären.
Die große Nachfrage nach Mitarbeitern in diesem Sektor führt aber dazu, dass ein Großteil der Studenten während des Studiums schon arbeitet und abgeworben wird und das Studium nicht beendet. Viele Bemühungen, mehr Jugendliche für diese Studien zu interessieren, haben bisher leider wenig Erfolg.
Wenn nun Industrievertreter eine der erfolgreichsten Innovationen der JKU, das Mechatronik-Studium, in Frage stellen und generell die Länge der Studien kritisieren, wird das sicherlich nicht zu einer vermehrten Anmeldezahl in diesen Studienrichtungen beitragen. Nach wie vor ziehen oberösterreichische Maturanten ein Studium in Wien vor, sodass die Wiener Universitäten auch überfordert sind. Die TU Wien hatte in den vergangenen Jahren circa 900 Studienanfänger allein im Bereich Informatik und musste wegen Überlastung Aufnahmetests einführen, obwohl die gleiche Qualität auch in Linz angeboten wird – und im Gegensatz zu Wien in Linz noch freie Kapazitäten zur Verfügung stehen.
„Um diese Diskrepanz zu überwinden und den Mangel an Fachleuten in diesem Sektor zu verringern, könnte ein von der Wirtschaft aufgelegtes Studienprogramm von zum Beispiel 300 Euro monatlich durchaus eine wirksame Maßnahme sein, um Oberösterreicher für ein Studium in Linz zu interessieren. Anstatt Kritik an einem erfolgreichen Studienzweig der JKU zu übern, sollte die Industrie Anreizsysteme für einen gesuchten Nachwuchs überlegen“, meint Kurt Pieslinger, Geschäftsführer der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS).
Fest steht, dass man ein Mechatronik-Studium nach wie vor sehr empfehlen kann und viele oö. Betriebe sehr positive Erfahrungen mit den Absolventen dieser Studienrichtung haben.